MyCusini 3D Schokoladendrucker
Fehlt mir ein 3D-Drucker in der Küche? Für was braucht man sowas? Das habe ich mich auch gefragt, als mir der 3D-Drucker von MyCusini* über den Weg gelaufen ist.
Ein Blick auf die Homepage und auf Youtube zeigt einen Ausschnitt und Ausblick auf das, was der kleine Drucker alles kann.
Nachdem mein Mann sowieso schon immer einen 3D-Drucker haben wollte und einer, der Schokolade druckt, nochmal mehr Spaß macht, habe ich kurzerhand das Ding bestellt*. Doch besteht der Drucker den Praxistest?
Inhaltsverzeichnis
Was ist drin in der Erstausstattung?
Im Shop werden derzeit (Stand Dezember 2020) drei Pakete angeboten: eine Grundausstattung, ein umfangreicheres Paket mit mehr Zubehör und Schokoladen und eine Premium-Version, die zusätzlich noch eine Pralinen-Ausstattung beinhaltet.
Ich habe mich für die Grundversion entschieden. Beim nächstgrößeren Paket war für mich nicht genug Mehrwert gegeben. Einzig die verschiedenen Schokoladengeschmäcker habe ich mir noch mitbestellt, denn das sind ja quasi die „Druckerpatronen“.
Negativ fand ich, dass bei Bestellung eines über 300 EUR teuren Gerätes (Stand Dezember 2020) tatsächlich noch Versandkosten in Höhe von über 7 EUR anfallen (Stand Dezember 2020). Bei einer reinen Schokoladen-Bestellung unter einem bestimmten Bestellwert kann ich das nachvollziehen, aber bei diesem Preis ist das doch eher unüblich.
Was bekommt man also geliefert? Die Grundausstattung besteht aus:
– dem Drucker
– einer Packung Schokolade mit insgesamt 10 Patronenfüllungen
– einer Edelstahlkartusche
– einer Silikonmatte
– einer Plastikpinzette
– einem USB-Kartenleser inkl. Micro-SD-Karte
– einer Kurzanleitung und eine bebilderte Übersicht aller Vorlagen-Dateien
Die Silikonmatte war bei uns nicht sauber verarbeitet, wie man auf dem Bild sieht. Das ist etwas schade, da eine Matte* mit knapp 5 EUR (Stand Dezember 2020) doch sehr teuer ist.
Erste Versuche
Die Inbetriebnahme ist einfach: Stecker rein, Schalter an, Gerät fährt hoch. Die mitgelieferte SD-Karte ist bereits eingesetzt, so dass man gleich loslegen kann. Die Schoko-Patrone muss vorher noch geteilt werden, eine Stange entspricht immer zwei Patronen-Füllungen.
Sobald man starten möchte, wird 10min aufgeheizt. Danach kann es losgehen. Wir haben als erstes eine einfache Schneeflocke ausprobiert. Da zeigte sich gleich das erste Manko: Die magnetische Druckplatte lag nicht plan auf, sondern leicht schräg. Dies hatte zur Folge, dass die Schokolade zum Teil nicht gleichmäßig aufgetragen wurde und Fehlstellen entstanden sind.
Man sieht deutlich die Schräge der Platte.
Mein Mann justierte die Z-Achse nach, so dass die Druckerspitze besser auflag und wir starteten die zweite Schneeflocke. Dieser Druck gelang schon besser, aber die schiefe Druckplatte machte immer noch Probleme.
Man erkennt, dass der Spalt zuläuft.
Nun wollten wir die 3D-Fähigkeit testen und druckten den Eiffelturm. Hier fiel uns auf, dass eine zusätzliche Kühlung hilfreich wäre. In der Anleitung steht, dass die Umgebung nicht über 24°C haben sollte, aber im oberen Bereich des Eiffelturms zeigt sich klar, dass die Schokolade nicht schnell genug fest wird und er deshalb etwas schräg wird. Unser verdickter Eiffelturm sah also ein bisschen wie der schiefe Turm von Pisa aus.
Bevor die Patrone ganz leer war, reichte es noch für ein Piri. Auch hier tauchte das gleiche Problem vom Anfang auf: die Schokolade wurde nicht ganz gleichmäßig gedruckt, so dass wieder kleine Fehlstellen entstanden.
Was man bei der Produktion beachten sollte, ist eine ausreichende Anzahl an Silikonmatten, um hintereinander produzieren zu können. Ich habe dafür meine Silikon-Backunterlage* zerschnitten. Diese hat zwar etwas weniger Grip auf der Unterseite als die originale MyCusini-Unterlage*, aber da 3 Originalunterlagen knapp 15 EUR kosten (Stand Dezember 2020), lohnt sich diese günstigere Alternative. Der Nachteil ist, dass in wenigen Fällen die Matte leicht verrutschen kann.
Fehlersuche
Die ersten Drucke waren für uns überaus unbefriedigend. Von Werk aus war unser Gerät leider nicht betriebsbereit eingestellt. Die Z-Achse wurde von uns bereits korrigiert, nun musste also auch die Druckplatte justiert werden.
Diese liegt auf einem Metallstück auf, das an den Ecken von kleinen Schrauben gehalten wird. Beim Versuch, die vordere linke Ecke etwas abzusenken schlug fehl, die Schraube drehte durch. Von insgesamt 4 Schrauben hatten 2 ein greifendes Gewinde, die anderen beiden drehten durch. Zum Glück hatten sie aber soviel Griff, dass durch leichtes Drücken die Platte in der richtigen Position hielt.
Unserem Empfinden nach ist dies aber ein No-Go für einen Drucker in dieser Preisklasse. Das Unternehmen sollte hier eine bessere Qualitätskontrolle durchführen.
Eigene Dateien erstellen
Die Vorlagen in der Bibliothek von MyCusini* sind sehr vielfältig, aber das Reizvolle an einem Drucker ist ja die Erstellung eigener Kreationen.
Alle Käufer eines MyCusini können sich im MyCusini-Club unter Angabe ihrer Geräte-Seriennummer registrieren und haben so Zugriff auf alle Vorlagen, sowie die Möglichkeit, eigene Vorlagen zu erstellen.
Screenshot aus dem MyCusini-Club vom 28. Dezember 2020
Wer eigene 3D-Objekte drucken möchte, muss seine Vorlagen im .stl-Format abspeichern. Diese werden dann online umgewandelt und können auf der SD-Karte gespeichert werden.
MyCusini* bietet hier zwar viele Möglichkeiten, wer aber am Desktop arbeitet wird Probleme haben, beim „Freihandzeichnen“ und „Konturen nachzeichnen“ passable Ergebnisse zu erreichen. Dies klappt auf dem Tablet wesentlich besser. Allerdings haben wir auf dem iPad noch keine Möglichkeit gefunden, die .stl-Datei zu korrekt abzuspeichern.
Screenshot aus dem MyCusini-Club vom 28. Dezember 2020
Screenshot aus dem MyCusini-Club vom 28. Dezember 2020
Wir haben uns natürlich einen Fluffig & Hart-Schriftzug erstellt. Wie das genau beim Drucken aussieht, kann man sich auf unserem YouTube-Kanal anschauen.
Beim ersten Versuch haben wir die Grundeinstellung für Schriftzüge bei 4 Lagen gelassen. Dieser ist allerdings zerbrochen. Bei 6 Lagen war das Ergebnis wesentlich robuster und hat gut gehalten.
Screenshot aus dem MyCusini-Club vom 28. Dezember 2020
Interessant ist auch, dass bei „Textbotschaften“ 4 Schriftarten zur Auswahl stehen, bei „Schriftzüge“ aber nur 2.
Update April 2021: Mittlerweile sind 6 Schriftarten auswählbar.
Die Buchstabenhöhe lässt sich innerhalb eines Wortes nicht variieren, weshalb wir das „H“ und „ART“ getrennt gedruckt haben.
Endergebnis mit 6 Lagen bei „Fluffig“ und 4 Lagen bei „Hart“
Pralinen
Eine weitere Einsatzmöglichkeit ist die Füllung von Pralinen-Hohlformen. Wir haben uns hier für die beliebten Ampelmännchen entschieden, die uns an unseren Urlaub in Berlin im letzten Jahr erinnert haben.
Die Schokolade war vorher auf Raumtemperatur, bevor wir sie zum Aufwärmen eingesetzt haben und da war das Druckergebnis wesentlich gleichmäßiger. Da wir die Schokolade kühl und trocken lagern wie angegeben, macht es also Sinn, vor dem Verarbeiten die Schokolade auf Raumtemperatur zu bringen.
MyCusini* bietet zum Füllen der Hohlformen mehrere Geschmacksrichtungen an, die wir aber nicht ausprobiert haben.
Welche Schokoladen gibt es?
Um mit dem MyCusini* zu drucken, braucht man Patronen aus Schokolade*. Diese gibt es bisher nur direkt von MyCusini. Mittlerweile bietet das Unternehmen verschiedene Geschmacksrichtungen und auch weiße Schokolade an, die Grundschokolade ist sonst Zartbitter.
Die Geschmäcker sind sehr dezent gehalten, Himbeer war uns etwas zu künstlich, Orange und Kokos hingegen fanden wir sehr lecker.
Wie oft muss die Patrone gewechselt werden? Dafür gibt das Vorlagenheft gute Anhaltspunkte. Bei allen Motiven steht dabei, wieviel Füllung benötigt wird. So kann man gerade am Ende noch sehen, ob die Füllung für ein Motiv reicht. Da der MyCusini mittlerweile aber einen Patronenwechsel mitten im Druck erlaubt, ist selbst ein geringer Füllstand kein Problem.
Ärgerlich ist hingegen der Schokoladenrest, der in der Patrone verbleibt. Die Schokolade* kostet ca. 5 EUR/100g (Stand Dezember 2020). Wenn man bedenkt, dass man keine „echte“ Schokolade hat, sondern fetthaltige Kakaoglasur, ist das ein ordentlicher Preis. Muss ich jetzt aber noch locker 10-15% der Patrone verwerfen, steigt der Preis noch einmal deutlich an.
Man sieht den Vergleich zweier Reste zur Patronenfüllung.
Update Mai 2021:
Mittlerweile gibt es bunte Schokolade zu kaufen. MyCusini bietet sowohl blaue als auch rosafarbene Schokolade an. Die Farben sind sehr leuchtend, mir aber doch zu künstlich.
Transport
Wer seine Ergebnisse gerne mal anderen zeigen möchte, steht schnell vor dem Problem des Transports. Die erstellten Objekte sind meist zerbrechlich und je filigraner, desto vorsichtiger muss man damit umgehen.
Wir haben uns mit einem einfachen Trick beholfen: In eine Schachtel* wird zuerst eine Lage Küchenpapier gelegt. Darauf werden die gedruckten Schokoladen platziert. Die nächste Lage Küchenpapier kommt darüber und die nächsten Objekte. So kann man unkompliziert die Drucke transportieren, ohne dass etwas kaputt geht.
Was könnte man verbessern?
Natürlich zuerst die Genauigkeit bei Auslieferung. Eine Eigenjustage ist machbar, sollte aber bei Werksauslieferung unter Nutzung von Originalzubehör nicht nötig sein.
Ebenso ist eine Belüftungs- oder Kühlungsmöglichkeit wünschenswert, um gerade höhere 3D-Projekte schön umsetzen zu können.
Schaut man sich den ProCusini an, so bietet dieser Möglichkeiten für andere Lebensmittel. Diese erfordern aber eine Anpassung des Programms. Es ist schade, dass Anpassungen von Druck und Geschwindigkeit nicht schon beim MyCusini möglich sind. Auch Rezeptvorschläge sind bei ProCusini für z. B. Kräuterbutter oder Leberwurst vorhanden. Hier hätte man die Community gut einbinden können, um den MyCusini breiter einzusetzen. Dies wurde leider versäumt. Auch die Möglichkeit eigene 3D-Objekte hochzuladen und den anderen Nutzern zur Verfügung zu stellen ist bisher über den Club nicht gegeben.
Darüber hinaus ist der MyCusini* im Moment nur mit den hauseigenen Schokoladen-Patronen* nutzbar. Eigene Kreationen oder andere Schokoladen sind nicht vorgesehen, würden aber eine schöne Vielfalt bedeuten. Dass aber der Hersteller gerne seine eigenen Patronen verkaufen möchte, ist nicht neues.
Update März 2021
Die Entwickler bei MyCusini haben sich im neuesten Update 1.1.4 den Schokoladen-Resten angenommen. Ein Minuspunkt auch auf meiner Seite war die große Restmenge, die am Schluss in der Patrone verbleibt.
Mit den neuen Update prophezeiten die Macher eine erhebliche Verbesserung. Die Ausnutzung der Schokoladen-Patrone sollte fast vollständig sein. Also das neue Update angefordert und aufgespielt. Hier allerdings ein kleiner Kritikpunkt: das Update muss selber angefordert werden, es gibt keine Seite im MyCusini-Club, wo es jederzeit downgeloadet werden kann. Das wäre meines Erachtens für den Nutzer komfortabler.
Aber zurück zum Update: die Entwickler haben nicht zuviel versprochen. Die restliche Menge nach einer Patronenleerung hat sich auf ein Minimum reduziert. Im Vergleich zu vorher ist die Hülle hast vollständig geleert.
MyCusini 2.0
Kurz vor Weihnachten 2020 hat MyCusini den nächsten Drucker angekündigt. Der MyCusini 2.0 kommt pink/schwarz daher, was nicht jedem Nutzer gefallen wird. Ich persönlich fand das hellblau/weiß wesentlich angenehmer anzuschauen.
Touchscreen und Beleuchtung sind zwei Punkte, die neu dazugekommen sind, außerdem eine entnehmbare Produktionsplattform und ein an zwei Seiten geschlossenes Gehäuse. Ob das allerdings von Vorteil ist, da die Luftzirkulation zur Kühlung beim bisherigen Gerät auch schon nicht immer ausreichend war, wird sich zeigen.
Im Vergleich zum „normalen“ MyCusini* muss man selbst entscheiden, ob Design und Touchscreen tatsächlich einen solchen Mehrpreis wert sind. Der MyCusini 2.0 kostet aktuell etwa 600 EUR in der Vorbestellung (Stand Dezember 2020), der bisherige MyCusini mit fast gleichem Lieferumfang nur etwas über 430 EUR (Stand Dezember 2020).
Fazit
Lohnt sich also die Investition von aktuell knapp 340 EUR (Stand Dezember 2020) für die Grundversion? Mein Mann sagt nein, ich sage ja. Ich gebe ihm recht, dass die Verarbeitung aktueller 3D-Drucker besser und passgenauer sein sollte. Es ist ärgerlich, wenn man beim ersten Einsatz erstmal alle Achsen einstellen muss und dann sind nicht alle Gewinde funktionstüchtig. Die Kunststoffteile sind nicht alle entgratet, was man eigentlich erwarten würde.
Warum fällt meine Antwort also positiv aus? Weil der MyCusini* einfach ein cooles Küchenspielzeug ist! Sowohl die Vorlagen als auch die Möglichkeit, eigene Projekte zu drucken, machen einfach Spaß und sind wunderschön anzuschauen. Und seien wir ehrlich, so ein Dessert sieht einfach viel hübscher aus, wenn da noch was schokoladiges dabei ist.
Namen, Tiere, Figuren und Formen, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Und ein Hingucker auf dem Tisch ist es allemal.
Das Gerät wurde von uns für diesen Test käuflich erworben.